Nachdem wie bereits berichtet unser Keller von heimtückischem Unwetterwasser geflutet wurde und anschließend das Prozedere mit Versicherungen und Bautrocknern angelaufen war, hieß es, dass die Versicherung uns einen Gutachter schicken würde. In des sollten wir alles so lassen wie es ist, denn der Gutachter muss sich ja einen echten Eindruck von dem ganzen Schlamassel machen können. Gut eine Woche nach dem Einbruch der Kellerkatastrophe bedeutete dies jedoch auch, dass alles was mal Wasser bekommen hat weiter munter vor sich hin quellen und schimmeln und riechen konnte. Bis plötzlich …
Kein Gutachter nach Wasserschaden im Keller
Die Versicherung meldete, dass gerade ein Engpass an gutachtenden Gutachtern bestehe und sie daher gewillt ist, uns den gemeldeten Schaden – abzüglich der in der Elementarschadenversicherung vereinbarten 10% Selbstbeteiligung – zu erstatten. Wir könnten dann anfangen, den Keller auszuräumen! Jippieh! Die Meldung kam letzten Freitag vormittag. Außerdem stimmte die Versicherung der Besorgung eines Containers durch den örtlichen Containerverleih zu. Flux waren die 500 EUR Vorauszahlung besorgt und als ich abends müde nach Hause kam, stand der Container bereits vor der Tür. Das ging wirklich fix! Genialerweise folgt auf den Freitag das Wochenende: wir hatten also zwei Tage Zeit, den ganzen Schrott aus dem Keller in den Container zu schaffen.
Samstagvormittag ging es nach einem kräftigenden Frühstück los. Erst die verrottenden Matrazen geschickt im Container drappieren – dann würde das folgende Zeug nicht so scheppern! Tja – die folgenden Stunden waren von einem permanenten Auf und Ab erfüllt: 14 Stufen runter in den Keller, Bretter, Schränkchen, Streben, Holzbeine etc. schnappen, 14 Stufen rauf aus dem Keller, raus zur Türe (2 Stufen!) und ab damit in den Container. Ich habe diesen Vorgang viele, viele Male durchexerziert. Der Schweiß lief in Strömen. Ich fühlte mich in die Zeit des Hausbaus versetzt, als ich ähnliche Sturzbäche produzierte. Aber schlapp machen galt nicht. Immerhin wurde der Erfolg des Einsatzes unmittelbar sicht- und greifbar: das Keller-Chaos lichtete sich.
Absolut überrascht wurde ich von den ganzen Zuschnitten und großen Resten der Fermacellplatten, die wir für die Holzständerwände benutzt hatten. Für den Fall, dass wir noch gröbere Teile davon brauchen, hatten wir lohnende Reste im Keller gelagert. Die Fermacellplatten standen auch auf dem Boden … und wenn da Wasser ran kommt … Der sichere Tod für das Fermacell!
Immer wenn ich mir eines dieser Teile schnappte verblüffte mich deren Gewicht stets aufs Neue. Meine Güte sind die Dinger schwer. Selbst handliche Kaliber. Meine Frau und ich hatten die großen Originale damals zu zweit hin und her geschleppt! In mir wuchs wieder Hochachtung vor unserer Leistung! Das war eine wahrhaft herkulische Leistung gewesen, die wir damals abgeliefert hatten.
450 Bände echte “Schimmelreiter”
Weitere Höhepunkte beim Ausräumen des durch die Bautrockner nicht mehr ganz so feuchten Kellers, waren die ganzen Pappkartons voller Bücher. Man hat ja als Unbetroffener keine Vorstellung davon, wie schnell Bücher aufquellen, wenn sie mal in Wasser baden. Frönen mehrere Bücher in einer Kiste gemeinsam dem Quellen, gehen sie offensichtlich eine sehr innige Beziehung miteinander und mit der Kiste ein. Das Ergebnis ist eine fast unlösbare Masse feuchten und (nach mehr als einer Woche) schimmelnden Papiers, welches sauschwer ist. Zu schwer, um es im Ganzen mehrere steile Stufen nach oben zu wuchten und dann irgendwie in den Container zu katapultieren. Also greift man munter in den Papiermatsch, ignoriert das wütende Schreien der Schimmelbakterien und bemüht sich um das Schlagen einer Bresche in die Masse. Das klingt jetzt vielleicht lustig, ist aber ne extrem eklige Angelegenheit. Mir gelang es auf diese Art und Weise mehrere Plastikbadewannen voller Schimmelliteratur in den Container umzulagern. Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch der komische Geruch, der sehr an Schimmel erinnert. Warum bloß?
Der Rest ist kurz zusammengefasst: ich musste etliche Pakete mit Fließen umschichten, zwei große Stapel originalverpackter Korkplatten umlagern und dann jeweils die unteren Pakete entsorgen, sowie weitere Standortwechsel verschiedener (Plastik)Kisten vollziehen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der Keller ist plötzlich geräumig. So blöd es ist, das ganze Zeug wegschmeißen zu müssen, so erlösend ist es irgendwie auch. Man kann in unserem Keller irgendwie wieder atmen. Ok – zum Atmen gehe ich lieber raus, denn im Keller ist es so warm wie noch nie, weil die Bautrockner herumheizen und die Fenster alle mehr oder weniger abgedichtet und somit zu sind.
Heute (Montag) nun wurde der Container wieder abgeholt. Er war proppevoll und wir kamen auf die stolze Leistung von 1560kg “sortierbarem Abfall”. Angesichts dieser Menge von eineinhalb Tonnen(!) Müll, welche über 14 Kellertreppenstufenhöhenmeter hinweg transportiert worden waren, verwundert es sicher nicht, dass ich sowohl am Sonntagmorgen, als auch heute mit dem Gefühl erwachte, jemand hätte nächtens meine Waden mit Blei gefüllt. Treppenstufen hochlaufen ging einigermaßen, Treppen runter laufen fühlte sich wie eine 80er Simulation an – alterstechnisch. Es war grauenvoll, aber heroisch!
Tja … außerdem ist der Gipser nun fast um das Haus rum und hat “unten rum” hübsch verputzt. Sehr schön. Das nur noch als kleines Update am Rande …
Oh Mann. Auf eine solche Arbeit kann man auch gut verzichten.