Letzten Samstag (19. September 2015) fand zum zweiten Mal ein sogenanntes BeachCleanup am Bodensee statt. Nach dem Erfolg des letzten Jahres organisierte Sea Shepherd Deutschland auch heuer wieder eine Säuberungsaktion am Ufer des Bodensees. Die Notwendigkeit dafür bewiesen nicht zuletzt die Erfahrungen aus dem ersten Event dieser Art letztes Jahr.
Ich selbst habe das erste Beach Cleanup noch in guter Erinnerung. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr versammelten sich viele Sea Shepherd Volontaire und zahlreiche Sympathisanten, um erstmalig gemeinsam das Bodenseeufer bei Friedrichshafen zu putzen und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Die Aktion sorgte für großes Interesse.
Via Facebook hatte Sea Shepherd Deutschland aufgerufen, bei der Reinigungsaktion am Bodenseeufer mitzuwirken. Insgesamt folgten rund 40 Menschen diesem Aufruf; darunter zahlreiche Kinder. Meine Familie und ich waren wieder mit von der Party. Dazu gesellten sich einige Bekannte vom letztjährigen Cleanup sowie ein paar neue Gesichter. Alles Menschen wie du und ich. Alle waren herzlich willkommen, bei der großen Säuberung mit zu wirken. Viele hatten ihre Hoodies und T-Shirts mit Sea Shepherd Symbolen angezogen und stärkten so die Aufmerksamkeit auf den Sammeltrupp und damit auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Hier fanden sich Menschen zusammen, die gemeinsam für die Umwelt etwas tun wollten.
Auf geht’s … beim BeachCleanup 2015 am Bodensee
Nach einer kurzen Einweisung durch Robby Schwendemann von Sea Shepherd Deutschland wurde zunächst die Uferzone an der Östlichen Uferstraße in Friedrichshafen in Angriff genommen. Das Gebiet gleich hinter dem Ruderclub ist bei Einheimischen wie Touristen beliebt, bietet es doch direkten Zugang zum Bodensee. Der Geröllstrand sowie die Wiesenflächen laden im Sommer viele Menschen zum Verweilen und Genießen ein. Die Sammler schwärmten in zwei Trupps aus und begannen akribisch alles einzusammeln, was nicht hier hin gehörte.
Ganz wichtig bei derlei Aktionen: Handschuhe anziehen! Am besten sind Gartenhandschuhe – die halten einiges aus.
Die Kinder waren mit großem Elan bei der Sache und die Erwachsenen standen ihnen in nichts nach. Bewaffnet mit Greifern, Eimern und Müllsäcken wurden schnell beeindruckende Mengen Müll zusammengetragen. Vor allem Kronkorken, Kippen, Kleinplastik, Flaschen und Glasscherben bestimmten das Bild bei genauerem Hinsehen auf der oberflächlich recht sauberen Fläche. Hinzu gesellten sich manch eklige Funde, bei denen man sich fragen muss, was Menschen dazu bewegt, derlei Unrat einfach in Büsche zu schmeißen. Gerade den Kindern war es überhaupt nicht geheuer, wenn Damenhygiene- und Verhütungsartikel aufgefunden wurden. Richtig gefährlich wird es, wenn Spritzen herum liegen. Dieses Jahr fanden wir zumindest Teile von mindestens 4 benutzten Einwegspritzen. Nicht auszudenken was passieren kann, wenn Kinder diese in die Finger bekommen. Oder barfüßige Erwachsene sich so ein Teil eintreten! Das Bild von der Idylle am Bodensee litt jedenfalls gewaltig.
Es gibt ein paar Müllbehälter direkt bei den Bänken an der Östlichen Uferstraße. Diese waren am Samstag ziemlich leer. Dennoch konzentrieren sich gerade Kronkorken und Zigarettenreste um die Bänke – in unmittelbarer Nähe zu den Müllbehältern! Dies zeigt in eindeutiger Weise die Ignoranz vieler Menschen hinsichtlich der Müllproblematik. Warum schmeißen sie das Zeug nicht einfach IN die Müllbehälter? Was ist daran so schwer?
Würden Sie Ihre Kinder inmitten von Müll aufziehen wollen?
Nach einer kurzen Pause schwärmten wir unterhalb der Mauer, die das Hafenbecken vom Bodensee trennt, aus. Was wir hier erlebten verschlug dann doch vielen die Sprache.
Es war fast wie ein Gang auf eine Mülldeponie. Flaschen, Plastik in vielerlei Ausprägung, allerlei anderer Unrat von Papier bis zu Grillschalen – es gab keinen einzigen sauberen Quadratmeter in diesem für viele Menschen “unsichtbaren” Abschnitt des Bodenseeufers. Man muss sich das mal vorstellen: Direkt unterhalb der Mauer gibt es zahlreiche Nester von Schwänen und anderen Wasservögeln. Diese Nester waren umgeben von Müll! Manchmal war sogar Müll in die Nestkonstruktion eingebaut worden. Das sind die Kinderstuben der Schwäne. Würden Sie Ihre Kinder inmitten von Müll aufziehen wollen?
Die mitgebrachten Müllsäcke füllten sich sehr schnell und wurden nicht nur aufgrund ihres zunehmenden Gewichts zu einer echten Plackerei.
Das Bodenseeufer hat ein massives Glasscherben-Problem
Am eklatantesten trat jedoch ein Problem in den Vordergrund: wie im letzten Jahr schon angeprangert hat das Bodenseeufer bei Friedrichshafen ein massives Glasproblem. Es gibt am Ufer Unmengen von Glasscherben. Ganz offensichtlich werden Glasflaschen (meist Spirituosen) einfach auf den Geröllstrand geworfen. Dort zerschellen sie und bilden so einen sehr, sehr gefährlichen Glasteppich. Wenn man sich vorstellt, dass hier Wasservögel an Land gehen, nisten und Jungvögel ihre ersten Schritte gen Wasser unternehmen … Auf jedem Schritt lauert die Verletzungsgefahr!
Dazu kam wieder eine gehörige Portion Plastikmüll! Gerade dieser Plastikmüll würde beim nächsten höheren Wasserstand des Bodensees fortgespült werden. Weg aus Friedrichshafen, hinein in den Bodensee, den Rhein, den Ozean … Plastik, welches wir hier am Bodensee achtlos wegwerfen hat Auswirkungen weit weg vom Bodensee und unserem zu Hause. Aber hat dieser Müll damit keine Bedeutung für uns? Mitnichten. Auch das Häfler Plastik sorgt für die zunehmende Vermüllung der Weltmeere und damit für die größer werdende Bedrohung des für die Erde so wichtigen Ökosystems “Ozean”. (siehe Treibgut in unseren Meeren)
Es ist wahrhaftig erschütternd. Ich zweifelte wohl zu recht am Verstand meiner Mitmenschen. Ich nehme den Mund vielleicht ein wenig voll wenn ich sage, dass dies an Umweltverbrechen grenzt, die hier begangen werden. Aber mir fällt kein ansatzweise vergleichbares Wort ein, um die Ausmaße der Vermüllung zu beschreiben. Gewiss – bei einem flüchtigen Blick den Kai hinab mag das alles nicht so auffallen, aber sobald man etwas genauer hinsieht offenbart sich das wahre Ausmaß. Eigentlich müsste das Gelände komplett abgetragen und mit sauberen Material wieder aufgebaut werden.
Fazit des zweiten Bodensee-Cleanup in Friedrichshafen
Nach zwei Stunden emsigen Wirkens hatten wir geschätzte 250kg Müll eingesammelt. Auf diesem doch recht begrenzten Raum wurden von 40 Menschen innerhalb von nur 2h nahezu 15 Müllsäcke gefüllt. Das alles lag noch zwei Stunden vorher am Ufer des Bodensees verstreut herum! Stellen Sie sich das einmal vor!
Das 2. Bodensee-BeachCleanup mit Sea Shepherd Deutschland war ein voller Erfolg und hat wieder einmal bewiesen, wie notwendig das Engagement eines jeden Einzelnen in Sachen Umwelt ist. Es gibt ganz augenscheinlich einige (viele?) Menschen, denen die Umwelt so ziemlich egal ist. Das beweist der ganze Müll am Bodensee.
Wegsehen und dulden gilt nicht. Aktives Mitwirken beim Umweltschutz vereint Menschen und schärft (weckt) das öffentliche Bewusstsein für die Umwelt. Wetten dass, niemand es für möglich gehalten hätte, dass wir so viel Müll zusammentragen werden?
Genau das war es, was die Gesichter aller Beteiligten am Ende des zweiten BeachCleanups in Friedrichshafen wiederspiegelte: das Wissen darum, einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für den Erhalt unserer Umwelt geleistet zu haben. Gemeinsam haben wir innerhalb kurzer Zeit großes geleistet. Gemeinsam haben wir wieder erkennen müssen, wie wichtig es ist, immer und immer wieder für den Bodensee aktiv zu werden. Möge das Ufer so sauber bleiben, wie wir es gemacht haben.
Viele Beteiligte werden sicherlich auch kommendes Jahr wieder mit dabei sein – wenn Sea Shepherd Deutschland zum dritten Bodensee-Cleanup aufrufen wird. Du kannst sich darauf verlassen, dass dies passieren wird. Und ich hoffe dann auf deine aktive Beteiligung! Erlebe Naturschutz hautnah und mit Gleichgesinnten. Es ist ein ganz ausgezeichnetes Gefühl!
Wichtige Adressen für weitere Informationen:
PS: Der Artikel zum 2. BeachCleanup in Friedrichshafen stamm aus dem Jahr 2015 und wurde aufgrund seines erinnerungswerten Inhalts hier wieder veröffentlicht.