Wir sind auf den Hund gekommen …

Letzten Freitag klingelte nachmittags das Telefon im Büro. Meine Frau war dran.

“Ich muss dir was sagen.”

Oh, oh … Alarmglocken schrillten durchs Hirn.

“Jetzt drück nicht so lange rum, sondern schieß los, was los ist.”, redete ich instiktiv mit der beruhigenden Stimme eines Profisupporters.

“Du kennst doch G.” – “Deine Oma?” – “Nein.” – “Die Chefin vom Kindertraining?” – “Nein! Die heißt soundso. (Ich vergesse den Namen immer sofort nachdem ich ihn gehört habe.) Ich meine die mit den Hunden immer spazieren geht.”

Ja – diese G. kannte ich. Die Kinds sind immer aus dem Häuschen wenn sie mit ihren Hunden spazieren geht und sind spontan ebenfalls sehr ausgehfreudig.

Ich bekunde artig die Kenntnis besagter Frau.

“Nun – sie hat so einen Hund der einem Obdachlosen gehört hat. Der ist total lieb und kinderfreundlich und … sie fragt, ob wir den aufnehmen würden.”

Ach du grüne Neune! Glücklicherweise ist niemand in der Nähe, der aus der Hüfte mit einer Kamera auf mich zielt. Mein Gesichtsausdruck ist sicherlich nicht aufzeichnenswert gewesen. Ein Hund! Ich probiere gleich mal mental die Steigerungsform aus: Mein Hund! Ich lausche neugierig in mich hinein, ob damit irgendeine mir unbekannte Saite angeschlagen wird.

Nichts.

Ich versuche die Absurdität der Situation mit gewohnheitsmäßiger Professionalität zu überspielen und frage erst einmal, warum der Obdachlose denn den Hund nicht mehr will.

“Naja – der hat einen Platz im Obdachlosenheim bekommen und da darf er den Hund nicht mitnehmen und G. hat wohl gesagt, dass sie jemanden findet und weil wir doch so eine nette, tierliebe Familie sind, da dachte sie sie fragt mal uns.”

Das ist ein Argument, denke ich so bei mir. Wer die Kids wie die Wilden um Tiere aller Art herumspringen sieht (außer Spinnen, Mücken, Fliegen), dem kann man es nicht verübeln, wenn in so außerordentlichen Notsituationen ein Gedanke unserer Familie gilt. Und tierbesessen sind meine Kids auf jeden Fall. Neulich hat klein C. sogar eine tote Eidechse so geschickt zwischen den Fingern balanciert, dass es auf Fotos aussah, als dressiere sie einen Babywaran.

Tote Eidechse
Ich schwöre, die Eidechse war mausetot. Hinderte C. aber nicht daran, sie zombi-like wiederzubeleben. Danach fiel sie freilich wieder tot um.

“Er heißt übrigens Teddy.”

TEDDY? Wie um Himmelswillen kommt man denn auf so einen Namen für einen Hund? Ich lache verlegen und bekomme zu hören, das meine Frau Teddy als Hundennamen auch furchtbar findet. Sofort springt das Helfersyndrom in mir an und ich mache einen Vorschlag: “Vielleicht können wir ihn Gerome-Patrick nennen?”. Ich wiehere los. Meine Frau kichert nur etwas und ich begreife, dass es Ernst ist …

Ein Hund. In meiner Familie. Ein Hund namens Teddy.

Wir hatten schon viele Tiere: Kaninchen, Meerschweinchen, für ein paar Stunden eine Katze, die so blöd gewesen ist durch ein angekipptes Fenster klettern zu wollen. Natürlich klemmte sie sich ein und kam weder vorwärts noch rückwärts, was bei Katzen dann dazu führt, dass sie anfangen zu greinen wie kleine Babies. Ich fragte mich damals noch, woher zum Geier das Kindergejammer kommt und wie unverantwortlich von den Eltern es ist, das Kind so lange herum jammern zu lassen. Nach 10min herzerweichendem Geschluchze bemerkte ich meinen Irrtum und fand die Katze im Hausflurfenster. Das wie unter einer Überdosis Koks taumelnde, orientierungslose Vieh durfte sich ein paar Stunden bei uns normalisieren. Dann musste sie wieder gehen. Wir haben Katzenhaarallergie! Ich selbst nicht, aber es kommt immer gut, so etwas als Argument in der Hinterpfote zu haben. Ich bin auf nichts offensichtlich allergisch – ich zeige derlei Symptome nur wenn der BVB verliert und die doofen Bayern gewinnen.

Unsere ungezählten Kaninchen sind allesamt unter der Erde gelandet. Gleich neben den Meerschweinchen. Nur auf verschiedenen Grundstücken. Die letzte Häsin – Mimi – fand letzten Sommer ein jähes Ende durch den spielerischen Genickbiss eines Urlaubshundes, der unglückseligerweise vom Nachbarsgrundstück eingeschleppt worden war. Die Story um Mimi kann zum besseren Verständnis hier nachgelesen werden: https://www.themenmix.de/themenmixer/r-i-p-mimi

Einen Winter lang beherbergten wir sogar drei Igel. Es waren Igel-Kinder, die von uns die Namen “Rot”, “Grün” und “Blau” bekamen. Jeder von denen bekam nämlich einen Farbklecks auf die Stirn, damit wir sie auseinanderhalten konnten. Doch die Igelstory werde ich ggf. ein ander Mal aufrollen.

Hier geht es jetzt um Teddy. Teddy – der Hund.
Teddy ist ein …. Hund. Ich wollte eigentlich geschickt die Rasse ins Spiel bringen, doch über der Teddys Ahnenreihe scheinen sich mehrere Wolkengebirge zu schweben. Sein Schwanz z.B. lässt vermuten, dass irgendwann einmal ein Fuchs seine schmutzigen Finger im Spiel gehabt haben könnte. Über die Rasse zu spekulieren kann ich mir nicht anmaßen, denn von Hunden verstand ich bisher nur so viel: es gibt große Hunde und Fußhupen. Teddy ist größentechnisch irgendwo dazwischen anzusiedeln, aber sehr viel mehr in Richtung Fußhupe, ohne jedoch deren niedriges Niveau zu erreichen. Teddy ist … ach sieh doch selbst:

Teddy - unser Hund.
Teddy …. Schmusehund ohne Ende.

Nun – um den weiteren Verlauf der Geschichte vorweg zu nehmen: Teddy gehört inzwischen zu uns.
Was ich eigentlich zum Abschluß dieses Artikels sagen will ist: es folgen weitere Ausführungen zum gemeinsamen Leben von Mensch und Hund. “Tier” wollte ich jetzt nicht sagen, denn wie ein Tier benimmt Teddy sich nicht. Eher wie ein Teddy. Was die Namensgebung nun auch wieder rechtfertigt.

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