Der Hödinger Tobel ist ein Naturschutzgebiet nahe dem Ort Sipplingen am Bodensee. Gestern (21. Juni 2014) sollte es mir (uns) gelingen, den Hödinger Tobel im dritten Anlauf endlich zu besichtigen. Der dritte Anlauf deswegen, weil bereits zwei Versuche fehlgeschlagen waren – unsere Füße wollten eher eine andere Richtung einschlagen. Doch das spielt hier und jetzt keine Rolle. Jetzt geht es um das Naturschutzgebiet und um eine echte Wanderempfehlung von meiner Seite. Die Tour Sipplingen – Hödinger Tobel – Überlingen, von der ich gleich berichten werde, ist zwar etwas anstrengend, aber sehr, sehr schön. Alles in allem waren wir ca. 3h unterwegs – ohne uns wie “Gebirgsjäger” zu verhalten.
Wir fuhren mit dem Zug nach Sipplingen. Die Anreise mit der Bahn ist eine echte Alternative zum Auto, denn erfahrungsgemäß sind die Parkmöglichkeiten auf den drei ausgewiesenen Parkplätzen in Sipplingen rasch voll. Wer dennoch mit dem Auto kommen möchte, muss sehr früh dran sein und den P1 Parkplatz ansteuern. Dieser liegt dem Startpunkt der Tour am nächsten.
Wie gesagt: Sipplingen ist am entspanntesten mit der Bahn erreichbar.
Teil 1: von Sipplingen zum Hödinger Tobel
Die Wanderung startet am “Kiosk am See”, der unweit vom Bahnhof Sipplingen zu finden ist. Gestern prangte dort ein Zettel “Bockwurst” an der Fassade – mir lief das Wasser im Munde zusammen und ich malte mir in Gedanken bereits aus, wie ich nachher mit Heißhunger so ein oder zwei von den Dingern verdrücken würde. Ein Tagtraum – wie sich herausstellte, denn weder das Schild noch die Würste bekam ich wieder zu Gesicht.
Die B31 überwindet man am besten durch die Unterführung, welche gleich neben der Rathausstraße wieder ans Tageslicht führt. Der Rathausstraße in Sipplingen folgt man ohne über großartige navigatorische Fähigkeiten zu verfügen. Imposant und schön anzusehen sind die Fachwerkhäuser und kleinen Ecken, an denen man links und rechts vorbeikommt.
Die Rathausstraße führt stetig bergan – ein Trend, der sich die kommenden (endlos lang erscheinenden) Minuten mit mehr oder minder brachialer Ausprägung fortsetzen wird. Es gilt nicht zu verzagen, denn “oben” wartet die erste Überraschung der Tour. Kurz nachdem die Rathausstraße in den “Eckteil” übergegangen ist, der wiederum nur wenige Meter später zur Morgengasse wird, geht der “Kleine Steig” links ab und wir wollen herausfinden, wie klein der Steig denn nun wirklich ist. Ja – wir wollen das wirklich. Der kleine Steig in Sipplingen entpuppt sich als kleine Straße, welche in ein Industriegebiet führt. Unser Weg führt am Wertstoffhof von Sipplingen vorbei, um sich dann rechter Hand weiter den Berg hinaufzuschrauben. Von einem “kleinen Steig” sind wir inzwischen weit entfernt, in des uns der Schweiß bereits aus allen Poren bricht.
Empfehlung: Man kann an einem recht warmen Junitag um die Mittagszeit aufbrechen, ein paar Stunden früher gestaltet sich der Aufstieg aber sicher angenehmer!
Der breite, steinige, recht steile Weg gleich zu Beginn der Tour ist jedoch irgendwann geschafft. Verlaufen kann man sich nicht; im Gegenteil: die Füße wollen einfach nur noch den Gipfel erklimmen und am besten läßt man sie gewähren. Es ist eigentlich erstaunlich, dass die Bodensee-Region an der Nordseite derlei zwergalpines Gelände zu bieten hat. Ich hätte das nie vermutet, war jedoch durch die vorjährigen Versuche bereits gewarnt und hatte mich entsprechend mental gewappnet.
Oben angekommen … 3 Bänke, eine Schautafel mit Wanderwegerklärungen (Googlemaps) und … ein wunderbarer Ausblick:
Hat man sich vom Aufstieg erholt steht man normalerweise einer richtungsweisenden Entscheidung: entweder man ist wirklich gewillt, den Tobel zu bestaunen oder man sucht leichte Unterhaltung mit Einkehrmöglichkeit. In zweiterem Fall wendet man sich der Richtung gen Haldenhof zu und gelang so zu einer Wirtschaft, deren vorgelagerte Wiese reichlich Lagerplatz bietet. Von dort aus genießt man ebenfalls einen atemberaubenden Ausblick auf den Bodensee. (Letztlich führt ein recht steiler Weg wieder hinunter nach Sipplingen. Ich habe schon Menschen in Stöckelschuhen gesehen, die da hinunter sind, aber für wirklich klug halte ich das nicht.)
Wieder aufgeklarten Verstandes widerstanden wir der Versuchung, die Haldinger-Hof-Route einzuschlagen (die ersten beiden Mal gewann der Hof gegen den Tobel!) und wandten uns dem Hödinger Tobel entgegen. Aufgrund der wirklich gut beschilderten Strecke ist das sehr einfach. Entlang an bunten Wiesen mit Obstbaumbestand schlängelt sich der Weg wirklich allerliebst durch die Gegend. Die Jahreszeit war uns insofern wohlgesonnen, das wir auf üppig bestückte Kirschbäume entlang des Weges stießen und uns die eine oder andere Kirsche wohlschmecken ließen. Das Gros der Kirschen braucht aber noch ungefähr ne Woche … wer also kommendes Wochenende noch nichts vor hat und darauf vertraut, dass der bewirtschaftende Bauer nicht schneller ist … ;)
Trotzdem die Sonne hoch am Himmel stand und ihre sengenden Strahlen auf die Erde sandte, machte uns dies nicht zu schaffen, denn der Weg zum Hödinger Tobel führt immer wieder durch kleine Waldgebiete, die wohligen Schatten spenden. Wirklich sind Abschnitte in der prallen Sonne weniger oft zu meistern, was die Tour auch für einem warmen Sommertag anbietet!
Kurze Zeit später, nachdem man ein kleines Umspannwerk (welches so gar nicht in die Landschaft passen will) passiert hat, trifft man auf eine Straße. Der Wegweiser zeigt auf einen Trampelpfad, der wiederum ein paar Meter weiter auf einen breiten Weg führt, der die Optionen “links” und “rechts” unbewußt anbietet. Der einzige Punkt der Tour, der einen im Unklaren drüber lässt, wohin es weitergeht. Rechts herum führt nur zurück zur Straße! Wir haben das geprüft! Folgt man dem Weg nach links durch den hohen, lockeren, schattigen Wald, schält sich bald ein weiterer Wegweiser aus dem Grün, welcher direkt zum Hödiger Tobel weist.
Im zweiten Teil der Serie geht es um den Hödinger Tobel selbst …
Und nach dem Tobel wanderten wir weiter nach Überlingen …