[2014] Gut – eigentlich ist dieser Beitrag Teil 2 zu meinem Rückblick auf meinen Bregenztrip gestern. Ich habe den Titel dennoch anders gewählt als im ersten Teil, weil es sich an dieser Stelle ausschließlich um das Naturschutzgebiet “Mehrerauer Seeufer” drehen wird.
Wenn ich an meine ersten Bregenz-Besuche zurückdenke, dann war Bregenz spätestens am Yachthafen zu Ende. Ich stiefelte von der Promenade an der Seebühne vorbei, schritt “über” das Strandbad hinweg und schaute mir den Yachthafen von Bregenz an. Spätestens hier musste regelmäßig die 180°-Wende erfolgen, denn die Kinder hatten noch den großen Spielplatz bei der Seebühne in Erinnerung und lechzten nach Spaß. Folglich ging ich immer davon aus, dass danach nichts mehr kam. Gestern nun wollte ich dem “nichts” nachgehen und … tat dies auch. :)
Gleich nach dem Yachthafen, geht der normale Fußweg weiter, parallel zum getrennten Radweg, der übrigens der “Bodensee-Radweg” ist. Zur linken Seite liegt Kloster Mehrerau – ein imposanter Baukomplex mit einigen Stallungen. Ich erwähne diese nur, weil ich auf dem Reitplatz davor einen Schimmel bemerkte, der ob der Massigkeit seiner Umgebung fast schon deplaziert wirkte.
Zur rechten Seite zieht sich vom Weg aus ein schmaler Streifen Gestrüpp mit einigen Metern hohen Schilfwuchses. Ideale Brutbedingungen für Wasservögel – geschützt vor neugierigen Blicken und ziemlich wassernah, so denn mal genug Wasser im Bodensee ist. Zur Zeit ist der Pegel des Bodensees niedrig, was sich in einem breiten Streifen Geröllstrand zeigt.
Das Gebiet rechts vom Weg nennt sich Mehrerauer Seeufer und ist ein ca. 130ha großes Naturschutzgebiet. Besonders die Mischung aus Auwald, Streuwiese, Flachwasserbereich und Röhricht macht diesen Bereich des Bodenseeufers zu einem sehr interessanten Fleckchen Erde für Wasservögel.
Ich folgte zunächst nicht dem offiziellen Weg sondern schlug mich am Yachthafen zum Wasser hinunter.
Mal ehrlich – sieht doch herrlich idyllisch aus, oder? Wie am Meer! Nur das der Sandstrand etwas sehr grobkörnig ausgefallen ist, was die “Sonnenanbeterin” auf dem Bild aber nicht gestört hat. Dieser Pfahlbau im Hintergrund dominiert das Gelände und bietet aus verschiedenen Perspektiven immer wieder einen neuen Grund auf den Auslöser der Kamera zu hämmern.
Wie ich so den Strand langwandere fällt mir eines auf: es gibt wenig Müll hier. Hin und wieder liegt mal etwas unnatürliches herum, aber das geht in der Weite des Strandes fast unter. Auf dem ganzen Stückchen bis hinter zum Abzweig des Forellenwegs fand ich nur eine einzige Dose gleich neben einer Feuerstelle. Feuerstelle? Ja – ich fand auch zwei eindeutige Feuerstellen mitten im Naturschutzgebiet. Sie müssen schon älter gewesen sein, denn Asche war kaum noch da. Das Feuer war recht leichtsinnig würde ich sagen, denn meiner Meinung nach liegt es verdammt nah an dem trockenen Schilfbereich. Wie schnell hätte da ein irreparabler Schaden enstehen können!
Dennoch sind diese Schadstellen erfreulicherweise Ausnahmen gewesen. Während ich mich umsah watschelte tatsächlich ein Stockenten-Pärchen aus dem Schilf. Ich zückte sofort meinen Camcorder und versuchte die zwei zu filmen. Was völlig mißlang! Da die Sonne ziemlich hoch und schräg vor mir stand, musste ich quasi blind filmen. Ich zoomte auf die Enten und meinte auch, dass ich sie gar wundervoll erwischt habe. Aber das komische Gefühl beim Gegenlicht-Film-Versuch wollte mich nicht loslassen. Zu Recht, wie ich daheim feststellte, denn alles was ich filmte war ein Busch Schilfgras, welches auf dem Display wie Enten aussah. :D … Ich musste ziemlich kichern, als ich das überprüfte. Die beiden Enten tummelten sich derweil ungefähr 5° weiter rechts. LOL!
Immerhin bewiesen die beiden Vögel, dass das Schilf des Naturschutzgebietes sehr wohl genutzt wird. Die fast absolute Ruhe und – vom See her gesehen – Abgeschiedenheit sind ein verlockendes Angebot an fortpflanzungsfreudige Tiere. Auf dem See in des tummelten sich wie gewohnt Blesshühner und … natürlich Haubentaucher. Schwäne waren hier draußen keine zu sehen. Die waren wie bereits berichtet beim Yachthafen mit Machtspielchen beschäftigt.
Auf Höhe des Forellenweges muss man den Uferbereich des Naturschutzgebiets kurz verlassen, da ein kleinerer Hafen sich seinen Uferplatz gesichert hat. Dahinter geht das Naturschutzgebiet bis zur Mündung der Bregenzerach weiter. Leider musste ich aufgrund der forgeschrittenen Zeit an dieser Stelle umdrehen. Wobei das fortwährende Sonnenlichtbombardement eh schon an mir zehrte. Ich hab’s ja nicht so mit der Sonne. Vor allem nicht kurz nach dem Winter, wobei es egal ist, ob dieser nun ein Winter war oder nicht.
Den Rest des Naturschutzgebietes hebe ich mir für das nächste Mal auf. :)
Ich folgte auf dem Rückweg dem normalen Weg. Nunmehr links kann man immer wieder einen Blick ins Schilf werfen, wird aber aufgrund dessen Höhe nicht viel sehen. Der Sichtschutz vom Weg ist perfekt. Was man leider nicht von den Bodenverhältnissen sagen kann.
Zumindest an zwei Stellen kann man “Lichtungen” im Ufergebiet recht gut einsehen. Beide sind leider von Müll durchsetzt. Flaschen, Tüten und anderers Zeug liegen da offen herum . Es ist aber nicht so viel wie man erwarten würde, wenn niemals “geputzt” wird. Jedoch hinreichend genug, um das Auge zu beleidigen und die Gedanken auf die armen brütenden Wasservögel ein paar wenige Meter weiter zu richten.
Wie gesagt – es ist nicht viel und ich würde schätzen, dass man mit ein paar Leuten in ein, zwei Stunden das Gröbste beseitigen könnte.
Alles in allem – und damit möchte ich diesen Bericht beenden – ist das Naturschutzgebiet Mehrerauer Ufer eine Wohltat für die Sinne. Gerade jetzt – außerhalb der Touristensaison – ist die Ruhe eine hervorragende Möglichkeit, um abzuschalten. Einfach ans Ufer setzen und den Blick schweifen lassen. Und dabei muss man nicht höllisch aufpassen, dass man sich in Scherben oder sonstigen Unrat hockt. Entweder die Menschen sind hier per se rücksichtsvoller mit der Umwelt oder aber es wird regelmäßig sauber gemacht. Ehrlich gesagt ist mir der erste Gedanke lieber.
Meine Empfehlung: Wenn Sie mal in Bregenz sind und so ein, zwei Stündchen Zeit haben, dann schlendern Sie am Bodenseeufer weiter bis zum Naturschutzgebiet. Wenn Sie gemütlich laufen, brauchen Sie von der Seebühne ungefähr 20min. Wie gesagt: gemütlich! Der Weg ist sehr abwechslungsreich und es gibt einiges zu sehen und zu beobachten.